Mein Praxistest (als langjähriger Autofahrer): 1 Jahr #Kinder mit dem #Fahrrad in die #Schule bringen. Was kann ich berichten?

Vorneweg: Bis zum 8. Lebensjahr müssen Kinder mit dem Rad auf dem Gehweg fahren. Wie gut funktioniert es aber, wenn Kinder auf dem Gehweg fahren? Was habe ich beobachtet?

1. Unbedachtes Verhalten von Autofahrenden nehme ich ganz anders wahr als früher. Ein Beispiel ist das Parken an den Sicht- und Übergangsbereichen von Kreuzungen. Hieraus ergibt sich das wohl größte sicherheitsrelevante Risiko für den Schulweg. Denn gerade das Ausweichen rund um den Kreuzungsbereich habe ich im vergangenen Jahr als die kritische Zone erlebt (Bild 2 und Bild 5).

2. Auch das Verhalten von Fahrradfahrenden habe ich neu betrachtet. Beispielsweise das Vermeiden der "Dooring Zone", also des Bereichs potenziell aufgehender Autotüren auf der einen Seite, und das Vermeiden von Einfahrtszonen auf der anderen Seite. Beides führt zu einem Fahrverhalten auf dem Rad, das für andere wenig vorhersehbar ist.

3. Es scheint Menschen zu geben, die die Funktion des Gehwegs für radelnde Kinder nicht kennen. So ist der Gehweg manches Mal vollgestellt - sei es mit Mülltonnen, überstehenden Front- und Heckpartien oder Sperrmüll - oder alles kombiniert (Bild 1).

4. Diese Engstellen sind vor allem unangenehm, wenn Kinder in Gruppen den Schulweg meistern wollen. Auch abgestellte Fahrräder ragen häufig auf den Fußweg (Bild 3). Ganz zu schweigen von querliegenden oder mittig herumstehenden E-Scootern, die dadurch den Fahrtweg für die Kinder einschränken.

5. Dazu kommen bauliche Einschränkungen wie Straßenschilder (Bild 4) oder Stromkästen (Bild 5), bei denen wir gesellschaftlich akzeptiert zu haben scheinen, dass hierfür der Gehweg Platz bieten muss und nicht verursachergerecht Straßenraum/Parkplätze oder private Flächen herhalten müssen.

6. Zu guter Letzt führen Kanten vor allem entlang der Fahrtrichtung zu erheblicher Sturzgefahr (Bild 2 und 4). Das gleiche gilt für sehr hohe Bordsteinkanten, die nebenbei auch für Kinderwagen und Rollstühle problematisch sind.

Alles in Allem hat mich die Fahrt - mit in Spitzenzeiten fünf Kindern im nachbarschaftlichen Gruppenverbund und zwei Erwachsenen - an Computerspiele wie Super-Mario erinnert: Wir haben unsere Reaktionsfähigkeit geprüft, reaktive Problemlösungen entwickelt und alle Sinne geschärft, um ein Schuljahr weitgehend verletzungs- und unfallfrei in die Schule zu kommen.

Das war manches Mal abenteuerlich, aber insgesamt eine sehr erfreuliche Erfahrung. Die Kinder sind nun gut trainiert für den Straßenverkehr und wenn ich mal wieder am Lenkrad sitze, fahre ich inzwischen sehr viel achtsamer und rücksichtsvoller als früher.

Aus welchem Blickwinkel betrachtet Ihr unsere Stadt? Woran erfreut Ihr Euch, was könnte sich in #Stuttgart noch verbessern? Wenn Du schon bis hier gelesen hast, dann schreibe doch gerne einen Kommentar und berichte von Deinen Erfahrungen.