Kurze Wege sparen CO2, jede Menge sogar - das gilt für alle Dinge, die ich im täglichen Leben konsumiere. Aber auch der Weg vom und die Zwischenschritte sind wichtig. Warum? Das erklärt uns hier Matthias Kästner, der Inhaber von POIS!

Sehr geehrter Herr Kästner, was ist POIS, was sind Ihre Stärken in puncto Nachhaltigkeit, und wie sind Sie auf die Idee gekommen?

POIS – Natürlich Portugal ist ein Fairhandelsprojekt mit portugiesischen Bauern und Erzeugern im Direktvertrieb. Begonnen hat alles vor etwas mehr als neun Jahren, als ich von Kleinbauern aus der Algarve in Portugal 60 Kilo Orangen aus dem Urlaub mitgebracht und diese dann in meinem Freundeskreis verteilt habe – danach wollten alle mehr davon. Portugal und seine kleinbäuerliche Struktur ist im Südwesten von Europa ziemlich isoliert durch das Agrarindustrieland Spanien. Aus diesem Grund fehlt den Bauern ein Absatzweg nach Mitteleuropa. In den ersten 1,5 Jahren bin ich noch selbst mit Transporter undAnhänger an die Algarve gefahren, um bei den Bauern die Zitrusfrüchte abzuholen und diese dann im Großraum Stuttgart an Direktkunden zu verkaufen. Damit die Bauern einen fairen Lohn für ihre wertvolle Arbeit erhalten. Mittlerweile sind 156 Kleinbauern und Erzeuger bei uns im Fairhandelsprojekt dabei. Für ihre Produkte bekommen sie von uns ungefähr das Vierfache dessen, was sie auf dem portugiesischen Markt erhalten würden. Viele der Bauern, die für uns ernten und arbeiten, können inzwischen wieder ordentlich wirtschaften und auch Teile ihres Landes neu beleben.

Was war am schwierigsten und was am hilfreichsten auf Ihrem Weg von der Idee zur Verwirklichung, und mit welchen digitalen Hilfsmitteln wäre es denn Ihrer Ansicht nach leichter gegangen?

Am schwierigsten war definitiv der logistische Bereich. Aufgrund dessen, dass kaum Agrarprodukte aus Portugal nach Deutschland versendet werden, war es sehr kompliziert eine entsprechende Transportfirma für Kühltransporte aus Portugal zu finden, die auchTeilladungen übernimmt. Ich sage auch immer wieder gerne: „Wenn es so einfach wäre mit Portugal zu arbeiten, dann würden es wahrscheinlich mehr Geschäftsleute machen – dem ist aber nicht so". Am hilfreichsten waren für mich meine Kunden, die als begeisterte Käufer viel Werbung für meine Idee und das Projekt gemacht haben. Die freundschaftliche Verbindung zu meinenErzeugern, die ich alle persönlich kenne, in Verbindung mit einem positiven Feedback meiner Kunden, haben mich bis heute dorthin getragen, wo ich jetzt stehe: zu POIS gehören zwei kleine Einzelhandelsgeschäfte (eines in Winnenden, eines in Stuttgart), wir kooperieren mit diversen Hofläden und Unverpacktläden aus der Region. Hinzu kommen unsere Bestellauslieferungen von November bis Mai alle 4-6 Wochen, für die es inzwischen 56 Abholstellen in ganz Süddeutschland gibt.

Ihr ultimativer Tipp an alle, die etwas für eine nachhaltige, lebendige Stadt tun wollen?

Nicht verzagen, an die eigenen Träume und Ideale glauben und immer NETZWERKEN – ganz wichtig! Gemeinsam sind wir stark.