Wir freuen uns sehr, dass uns mit Herrn ppa. Dipl. Ing. Sawillion ein Experte von der KEA BW einen Enblick gibt, wie man sich im großen Angebot der Fördermittel zurechtfindet. Hier das Interview:

Sehr geehrter Herr Sawillion, Klimaschutz am Bau - ein spannendes Thema, das einen schon mal überwältigen kann. Wie finde ich als Häuslebauer mich zurecht im Dschungel der gesetzlichen Vorgaben und Fördermittel? Und wo finde ich alle Infos unter einem Dach?

Zum einen haben wir in nahezu allen Landkreisen Baden-Württembergs regionale Energieagenturen, die interessierten Gebäudeeigentümern beratend zur Seite stehen. Eine Liste findet sich auf unserer Homepage (https://www.kea-bw.de/kommunaler-klimaschutz/regionale-energieagenturen). Weitere Suchhilfen bietet unsere eigene Förderdatenbank (https://www.kea-bw.de/foerderberatung). Zukunft Altbau, das zentrale Informations- und Motivationsprogramm des Landes, bietet vielfältige weitere, auch inhaltliche Informationen zum Thema (https://www.zukunftaltbau.de/) und erläutert die Bundesförderung BEG mit einem aktuellen virtuellen Vortrag unter https://www.youtube.com/watch?v=gMqEIleIv_Y. Über www.ee-fit.de erfahren Sanierungswillige, wie sie Bestandsgebäude fit machen für erneuerbare Energien und ihre Sanierung effizient und zielgerichtet angehen.

2. Wo sind Ihrer Erfahrung nach die größten Hebel, mit denen wir im Bereich Wohnen sowohl CO2 sparen als auch die Stadt für Hitzestress usw. besser ausstatten können, und wo ist der Unterschied zwischen bereitgestellten Fördergeldern und Abrufquote am höchsten? Woran, denken Sie, liegt das?

Es gibt lokale Maßnahmen wie z. B. grüne PV-Dächer, die einen Beitrag zur CO2-Minderung leisten und sich positiv auf das Kleinklima auswirken. Bei der PV geht es ja vor allem darum, geeignete Dachflächen bestmöglich zu nutzen. In diese Richtung zielt auch die neue PV-Pflicht für neue Wohngebäude im baden-württembergischen Klimaschutzgesetz. In Stuttgart wollte man in der Vergangenheit viele Jahre möglichst homogene Dachansichten und war daher der PV gegenüber kritisch eingestellt. Generell liegt ein großer Einsparfaktor in der Verringerung der Pro-Kopf-Wohnfläche. Hier geht der Trend bisher noch immer in die andere, falsche Richtung. Insbesondere Kommunen könnten und sollten hierzu Instrumente wie zum Beispiel eine Wohnungstauschbörse anbieten und Erleichterung bei den Rahmenbedingungen zum Wohnungswechsel schaffen. Das Thema dürfen wir nicht als „nice to have“ betrachten, sondern wir sollten es professionell angehen. Das gilt besonders vor dem Hintergrund der steigenden Energiepreise. Beim Fördermittelabruf zeigen die einwohnerbezogenen Zahlen zum einen, dass die Großstädte sich schwerer tun. Zum anderen sehen wir ein leichtes Nord-Süd-Gefälle mit Vorteilen für den Süden. Das dürfte vor allem auf die Gebäudestruktur zurückzuführen sein, und natürlich spielt auch die Verfügbarkeit von Kapital eine Rolle.

3. Welches Potenzial sehe Sie, mit Digitalisierung den Klimaschutz in der eigenen Wohnumgebung maßgeblich voranzubringen?

Kleinere Potenziale in der Größenordnung von 10 Prozent sehen wir bei der Digitalisierung von Heizungsregelungen und der Transparenz beim Visualisieren von Verbrauchswerten oder der Erzeugung von PV-Strom – allerdings auch Risiken, dass durch Verbesserungen beim Thema Komfort oder Sicherheit unterm Strich mehr Energie verbraucht und damit dem Klimaschutz entgegengewirkt wird. Das wären klassische Rebound-Effekte, die wir vermeiden sollten.

Das ist ein hervorragender Hinweis zum Schluss von Herrn Sawillion, bei dem wir uns sehr herzlich für diese Übersicht bedanken!